Brutales Geschäft mit Hundeblick - Illegaler Welpenhandel untersucht

In Zeiten von Corona wächst die Sehnsucht nach Gesellschaft mehr denn je. Viele Menschen fühlen sich durch den Lockdown einsam und vermissen es ihre Kontakte regelmäßig zu pflegen. Daher ist ein Wunsch nach einem Haustier erheblich gestiegen. So wurden im Juni 2020 ca. 39.000 Hunde bei TASSO e.V*. in Deutschland registriert. Im Jahr davor waren es im selben Monat nur 31.400 registrierte Hunde. Hunden ein Zuhause zu ermöglichen ist immer eine gute Sache, aber schon bei der Suche nach einem vierbeinigen Freund musst du aufpassen. Denn durch die Hohe Nachfrage der Tiere wächst auch der illegale Welpenhandel. 

*TASSO e.V. ist das Haustierzentralregister für Deutschland. Jeder Hundebesitzer/jede Hundebesitzerin kann sein Tier bei TASSO e.V. kostenlos registrieren, in dem er oder sie die Art, Rasse, das Alter, das Aussehen, den Namen und die Transpondernummer des Hundes sowie Kontaktdaten angibt. Falls der Vierbeiner dann mal wegläuft, kann man anhand der TASSO e.V. Marke den Verein anrufen und dieser kann den Besitzer ausfindig machen. (Lesedauer: ca. 9:00 Min)

Ein Gast-Beitrag von Natalie Doll und Marie Hartmann

Welpenhandel: Was ist das eigentlich?

Welpenhandel in Corona-Zeiten

Bei illegalem Welpenhandel handelt es sich um Tiere, die überwiegend im Ausland “gezüchtet” wurden. Wobei das Wort “Züchten” dabei schon nicht mehr angebracht ist. Denn laut dem Deutschen Tierschutzbund e.V. dienen die Muttertiere den Züchtern als Gebärmaschinen, die Deckrüden bekommen nur “Auslauf”, wenn sie auf brutale Weise zum Decken gezwungen werden, die Mutterhündin und ihre Welpen befinden sich daher in den meisten Fällen in einem katastrophalen Zustand. So bekommen die Tiere in der Regel schlechtes Futter und davon viel zu wenig, sie leben in dunklen Räumen, haben kaum Anschluss zu der Außenwelt geschweige denn Bewegungsfreiheiten. Sie sind meist umgeben von ihren eigenen Exkrementen und fressen diese teilweise auf - aus Hunger. Die Hunde werden in den häufigsten Fällen weder gepflegt noch erhalten sie ärztliche Untersuchungen oder Kontrollen. Ein wahres Paradies für Parasiten. So sind laut dem edogs-Magazin die Welpen meistens schon bei ihrer Geburt krank oder leiden unter Gendefekten. In der Regel werden die Kleinen viel zu früh von ihrer Mutter und ihren Geschwistern getrennt, sodass die Sozialisierung vollkommen fehlt. Für den Weitertransport in unterschiedliche Länder werden sie häufig in dunkle Taschen oder Kisten gesteckt. Viele der Jungtiere sterben schon während der Fahrt oder kurz nachdem sie vom Käufer in Besitz genommen werden. Dieses Erlebnis geht meistens nicht ungeschehen an den Welpen vorbei, es kann daher zu erheblichen Verhaltensproblemen kommen. 

Natürlich gilt dies nicht für alle ausländischen Züchter. Seriöse Züchter aus dem Ausland erkennst du u.a. an einer Kennzeichnung des sog. FCI (Fédération Cynologique Internationale). Das FCI hat es sich zur Aufgabe gemacht die Zucht und Verwendung von Rassehunden und das Wohlergehen der Hunde sowie die Lehre von Rassen, Zucht, Pflege, Verhalten, Erziehung und Krankheiten der Haushunde weltweit zu fördern.  Außerdem solltest du laut dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft auf ein korrektes Abgabealter des Welpens achten. Dieses beträgt bei Hunden aus dem Ausland 15 Wochen, da sie mit 12 Wochen eine Tollwut-Impfung erhalten und diese daraufhin 3 Wochen lang “wirken” muss. Erst dann darf der Hund laut EU-Gesetzen über die Grenzen. Zudem müssen Begleitpapiere und ein Mikrochip des Hundes vorhanden sein, was im nächsten Abschnitt noch einmal genauer erläutert wird.

Woran erkennt man illegalen Welpenhandel?

Hunde Impfpass Hundeausweis Hundenachweis Auslandsnachweis Chip

Illegalen Welpenhandel erkennt man neben den schlechten Zuständen, dem viel zu jungen Alter der Welpen und dem geringen Preisangebot, vor allem an fehlenden Papieren der Jungtiere. Wichtige mitgeführte Papiere sollten der Impfpass, ein amtliches Gesundheitszertifikat aus dem Ausland und der EU-Heimtierausweis (Wenn ein Tier aus einem anderen EU-Staat kommt braucht es den Ausweis als Nachweis eines Mikrochips und einer gültigen Tollwutimpfung) sein.

Der Übergabeort spielt auch eine sehr große Rolle. Denn im Normalfall holt man den ausgewählten Welpen vor Ort, also direkt beim Züchter oder Halter des Hundes, ab. Ein großer Vorteil ist hier dass man sieht in welchem Umfeld der Welpe lebt, den Halter bzw. Züchter näher kennenlernt und vor allem auch das Muttertier sieht. Sollte es anders herum sein, sodass sich ein Züchter mit dir an einem bestimmten Ort wie z.B. einem Parkplatz treffen und dort die Übergabe stattfinden soll, sollten schon sämtliche Alarmglocken läuten. Oft werden die Welpen bei solchen Übergaben aus dem Kofferraum eines Autos heraus verkauft, woher der Begriff der “Kofferraum-Welpen” stammt. Des Weiteren sind auch Rückfragen des Züchters zu beachten. Denn guten Züchtern liegt das Wohlbefinden des zu abgegebenen Welpen auch am Herzen. So werden sie sich z.B. darüber informieren, wie die neue Umgebung des Hundes aussehen wird. Bei Hunden, die aus dem Ausland nach Deutschland kommen wird es so sein, dass jemand der Organisation, von der du deinen Hund adoptieren möchtest, sich dein Zuhause vor Ort anschauen und mit dir ein Gespräch führen wird. So gehen diese sicher, dass der Hund in ein sicheres Zuhause kommt. 

Anzeichen eines illegalen Welpenhandels gesichtet? Was jetzt?

Illegaler WelpenhandelQuelle: Pixabay/diegoparra

Bei Verdacht auf strafbaren Welpenhandel solltest du sofort den örtlichen Tierschutzverein bzw. das örtliche Tierheim, das Veterinäramt und die Polizei informieren. Sie können sich rechtzeitig sowohl um die Welpen wie auch um die Täter kümmern. Notiere dir zusätzlich unbedingt das Kennzeichen des Fahrzeugs, um es später der Polizei auszuhändigen. Bei einem Verdacht, der sich auf Internet- oder Zeitungsanzeigen bezieht, kannst du ebenfalls den örtlichen Tierschutzverein informieren.  

Du bist auf einen Welpenhändler/in reingefallen? Das solltest du jetzt tun!                           Oftmals sind Welpenhändler so gut organisiert und getarnt, dass vor allem Laien und/oder Neulinge in der Hundewelt schnell in einen solchen Kauf einwilligen und dadurch das Geschäft dieser Menschen unterstützen und einen Platz für das nächste Opfer frei räumen. Solltest du einer dieser Käufer gewesen sein und konntest dies erst im Nachhinein feststellen ist die erste Anlaufstelle: Der Tierarzt! Wie schon zu Beginn erwähnt, sind die Babys oftmals krank, übertragen Infektionen und haben ein sehr schwaches Immunsystem. Aus diesem Grund sind sie ganz besonders anfällig für weitere Beschwerden. Der Tierarzt kann dir genau sagen in welcher Verfassung der Welpe ist und deine Vermutung, ein Opfer des illegalen Welpenhandels zu sein, schnell bestätigen und notwendige weitere medizinische Vorgehen einleiten. Allerdings ist es keine Seltenheit, dass der Arzt den Schritt der Erlösung des Tieres durchführen muss. 

Einige Welpenverkäufer geben an, dass die Welpen gechippt und geimpft abgegeben werden. Die traurige Realität: In den meisten Fällen entspricht das nicht mal ansatzweise der Wahrheit! Vermehrer sind mittlerweile geübte Fälscher von Impfpässen und sonstigen notwendigen Papieren, die ein Käufer eines Rassewelpens oftmals erhält. Doch eine gute Nachricht gibt es: Dein Tierarzt kann ganz leicht herausfinden, ob das Tier einen implantierten Chip unter der Haut trägt. Dies wird gewöhnlich mithilfe eines speziellen Gerätes einfach und schnell ausgelesen. Die 15-stellige Nummer des Chips verrät das Herkunftsland und die Identifikationsnummer des Hundes sowie den Hersteller des Chips.

Mit welchen Rassen wird am häufigsten gehandelt?
Es gibt kaum eine Hunderasse, mit welcher ein Welpenvermehrer kein großes Geld verdienen könnte. Vor allem Rassen die momentan “in Mode” sind (sog. Modehunde) werden immer häufiger gehandelt. Die Welpen werden entweder als Anzeigen in Zeitungen oder im Internet für einen sehr niedrigen Preis angeboten. Die Nachfrage an Schäferhunden, Australian Shepherds und Französischen Bulldoggen wächst stetig. Auch der Labrador und Golden Retriever sind nach wie vor sehr beliebte Familienhunde und dies machen sich Verkäufer illegaler Welpen natürlich zu Nutze. Hündinnen und Rüden dieser Rassen für die „Zucht“ sind schnell besorgt und sind eine perfekte schnelle Einnahmequelle.

Handel mit Modehunden Rassehunde

Solltest du also Interesse an einem dieser Welpen haben, informiere dich bitte dringend genauestens über vertrauenswürdige Züchter deiner auserwählten Rasse und nutze hierbei gerne unsere vorherigen beschriebenen Tipps für eine sichere Suche. Bei der Suche nach einem vierbeinigen Freund über Ebay Kleinanzeigen solltest du allerdings immer auf der Hut sein! Denn natürlich gibt es auf der Plattform auch  seriöse Züchter und Züchterinnen, die du an einem Nachweis der Impfpapiere, gechipter Hunde, einem angemessenen Preis und daran, dass die Jungtiere nur abgeholt und nicht “geliefert” werden können erkennst. Dennoch wächst auch hier das Netz des illegalen Welpenhandels stetig. Achte daher bei deiner Suche auf die vorherigen erwähnten Punkte und versuche mit deinem ausgewählten Züchter oder Züchterin so häufig wie möglich in Kontakt zu stehen und den Verlauf der Adoption oder des Kaufs auch ein wenig zu beobachten. Falls dir dabei Anzeichen des illegalen Welpenhandels auffallen, so wende dich sofort an deinen örtlichen Tierschutzverein. 

Ebay-Kleinanzeigen lässt dieses Thema allerdings nicht ungeschehen und zeigt sich aufklärend, in dem die Plattform ihre Nutzer vermehrt auf den Tierschutz durch eine Warnmeldung hinweist:

Ebay Kleinanzeigen WelpenhandelQuelle: Eigener Screenshot; Stand 21.05.2021

Kaufe die Tiere nicht aus Mitleid! Denn durch einen Kauf unterstützt du die Täter nur in ihrem Vorgehen und der illegale Handel der Welpen wird nie ein Ende haben.

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